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Jede Personenmarke braucht einen Feind

Intro:

Jede Personenmarke braucht einen Feind.
Und mit "Feind" meine ich nicht im herkömmlichen Sinne einen Bösewicht oder eine bestimmte Person.
Ein Feind kann eine Ideologie, eine Erzählung oder eine Reihe von Prinzipien sein. Es muss nur etwas sein, mit dem man vehement nicht einverstanden ist.
Einen "Feind" zu haben bedeutet, dass man sehr genau sagen kann, wofür und wogegen man ist. Es hilft, sein Publikum in zwei Lager einzuteilen:
  1. Das erste Lager hat denselben Feind und möchte deshalb deine Message weiter konsumieren.
  2. Das zweite Lager sympathisiert mehr mit dem Feind und widerspricht deiner Message und möchte sie deshalb nicht konsumieren.
Diese Taktik ist üblich in der Politik, im Aktivismus und in anderen Bereichen, in denen es eine Pro- und Contra-Marketingstrategie gibt.
Doch die besten Creator und Solopreneure nutzen diese Strategie immer wieder für ihr Content und ihre Produkte.
Und in der heutigen Folge sprechen wir darüber, wie man eine Feindperspektive einnehmen kann, um seine Botschaft zu verdeutlichen.

Hauptteil:

Jedes Mal, wenn ich Content produziere, habe ich ein sogenanntes "Umbrella Topic", also ein Hauptthema. Mein Hauptthema ist Personal Branding für Content Creators und Solopreneure oder, wie ich seit Neuestem den Begriff "Creatorpreneur" gesehen habe, den ich saucool finde. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob das gut ankommt, aber ich behalte ihn im Auge.
Zu meinem Hauptthema gibt es ein paar Unterthemen, über die ich spreche: Content Production, Business Insights wie Finanzen und Mindset wie Produktivität, Psychologie und so weiter.
Für jedes dieser Unterthemen kann ich einen Feind finden, also eine Sichtweise, der ich vehement widerspreche. Nehmen wir zum Beispiel Business:
  1. Mein Standpunkt: Um erfolgreich zu sein und gutes Geld zu verdienen, braucht man keine Agentur mit 30 Mitarbeitern. Das geht auch alleine. > Feind: Große Agenturen, die nur auf Wachstum ausgerichtet sind.
  2. Mein Standpunkt: 8 Stunden fokussierte Arbeit am Tag sind mehr als genug, um alle seine Business-Ziele zu erreichen. > Feind: Hustle-Kultur und Unternehmer, die damit prahlen, 16 Stunden am Tag zu arbeiten.
Oder ein Beispiel aus dem Unterthema "Mindset":
  1. Mein Standpunkt: Du allein bist für alle deine Erfolge und vor allem Misserfolge verantwortlich. Auch wenn du von anderen in die Irre geführt wurdest, war es deine Entscheidung, mit ihnen zusammenzuarbeiten. > Feind: Menschen mit Opfermentalität.
  2. Mein Standpunkt: Ich bin reich, wenn ich tun kann, was ich will, wann ich es will und mit wem ich es will. Und nicht, wenn ich eine bestimmte Summe auf dem Konto habe. > Feind: Menschen, die nur materiellen Besitz als wohlhabend ansehen.
Ich hoffe, das macht deutlich, was ich meine. Denn wenn wir uns marketingtechnisch positionieren, dann wählen wir oft Thesen, hinter denen wir stehen.
Aber manchmal ist es sinnvoller, zuerst den Feind zu bestimmen und zu verstehen, gegen welche Thesen wir uns aussprechen wollen. Also quasi einfach von hinten ranzugehen und sagen: Diese Denkweise zum Beispiel hasse ich wie die Pest - das ist mein Feind. Was kann ich also sagen, damit es meinem Publikum zeigt, wofür ich stehe?
Und so etwas gilt nicht nur für die eigene Marke. Das kann man auch für das Freelance-Service genauso nutzen.
Nehmen wir ein Beispiel: Du produzierst Imagefilme für Einzelunternehmer. Wer oder was könnte dein Feind sein? Das sind zum Beispiel Einzelunternehmer, die glauben, dass ein Imagefilm nicht benötigt wird, wenn man gute Resultate liefert. Und dann kommst du mit deinem Standpunkt (damit du neue Kunden finden kannst) und sagst: Die heutigen Imagefilme sind wie Webseiten aus dem Jahr 2010 - wer keinen hat, existiert einfach nicht.
Eines meiner Vorbilder in dieser Hinsicht ist Paul Jarvis, der leider nichts mehr online veröffentlicht. Ich wusste immer, wofür er steht und worüber er spricht. Paul ist der Autor des Buches "Company of One", das ich schon 3 mal gelesen habe, und der Gründer von Fanthom, einem Analytics-System als Alternative zu Google Analytics... Weil Paul auch sehr stark für den Datenschutz eintritt und Google sein Feind ist...
Und das ist für mich ein super Beispiel, wie das mit den Feinden funktioniert. Ich wusste nicht nur immer, wofür Paul steht, sondern auch, wogegen er kämpft. Und ich habe es genossen, an seiner Seite zu kämpfen... (mit Ausnahme des letzten Jahres, als ich etwas vom Weg abgekommen bin).

Schlusswort:

Wenn du eine Reihe von Ideen oder Überzeugungen angreifst, wird es immer Menschen geben, die mit dir übereinstimmen und auf deiner Seite stehen wollen. Und es wird Menschen geben, die anderer Meinung sind und dich dafür hassen.
Das nennt man Polarisierung und ist ein wichtiger Bestandteil beim Aufbau deiner Personenmarke. Diese Polarisierung ist genau der Grund, warum sich Menschen für oder gegen deine Marke entscheiden.
Niemand will einer Person folgen, die für nichts steht und versucht, so neutral wie möglich zu sein. Das ist langweilig. Und Menschen folgen nicht langweiligen Menschen. Menschen wollen Menschen folgen, die genau wissen, was sie tun und wofür sie stehen.
Was sind deine Unterthemen und wer sind deine Feinde?